Kontext:
Das Thema Grenzüberschreitende Verlustverrechnung insbesondere innerhalb der Europäischen Union ist nach der Wirtschaftskrise und der anhaltenden Stagnation in mehreren europäischen Ländern für viele international tätige Unternehmen ein wichtiges Thema. Die Rechtsprechung des EuGH hinsichtlich der Finalität von Verlusten führte hierbei in den letzten Jahren zu einer intensiven Diskussion der Möglichkeiten und Grenzen zur Berücksichtigung von Verlusten über die Grenze, wobei weiterhin vielfältige Fragen offen sind. Zuletzt zeigte wieder das Urteil des EuGH vom 21.02.2013 in der Rs. A Oy (C-123/11) die Aktualität der Thematik auf.
Inhalt:
Das Buch Grenzüberschreitende Verlustverrechnung enthält insgesamt sechs Beiträge sowie die Zusammenfassung zweier Podiumsdiskussionen zwischen den Autoren. Im ersten Beitrag geht zunächst Schwenke auf die Rechtsprechung des EuGH sowie des BFH zur Berücksichtigung „finaler“ Verluste ein. Hierbei zeigt er die aus dieser Rechtsprechung resultierende Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zur Berücksichtigung finaler Verluste ausländischer Betriebsstätten und Tochtergesellschaften auf, die jüngst durch das Urteil A Oy wieder bestätigt wurde. Anschließend diskutiert er ausführlich den unbestimmten Begriff der „Finalität“. Hieran schließt das Referat von Schönfeld an, der die Vereinbarkeit der deutschen Organschaftsregelungen mit EU-Recht, untermauert mit vielen Beispielen, kritisch hinterfragt. Im dritten Beitrag stellt Eisgruber schließlich die Sichtweise der Finanzverwaltung dar, insbesondere auch zu grundlegenden Reformoptionen hin zu einer grenzüberschreitenden Organschaft. Dieser erste Block endet mit einer Zusammenfassung der anschließenden Podiumsdiskussion.
Der Beitrag von Ditz diskutiert anschließend die Anwendungsmöglichkeit von § 1 AStG im Fall von Teilwertabschreibungen auf Darlehen an ausländische Konzerntöchter und stellt dies kritisch in Frage. Sodann geht Köhler auf internationale Verlustnutzungsstrategien ein, sowohl für Kapitalgesellschaften als auch Betriebsstätten. Ausführlich werden zum Beispiel die optimale Ausnutzung von Gruppenbesteuerungssystemen, die Verlustverrechnung im Rahmen der Hinzurechnungsbesteuerung, die Möglichkeiten und Grenzen der Organschaft über die Grenze, die Gestaltung über einen Debt Push Down oder eine entsprechende Ausgestaltung der Verrechnungspreise angesprochen. Zuletzt schließt Baumhoff mit einem Beitrag über Verrechnungspreise bei Verlustgesellschaften, wobei er nicht nur ausführlich die grundlegenden Unterschiede zur Verlusttragung von Strategieträgern und Routineunternehmen darstellt, sondern auch auf die Möglichkeit der Verlustkompensation durch Vorteilsausgleiche sowie die Übertragung von Verlusten im Rahmen von Funktionsverlagerungen eingeht. Auch dieser zweite Block schließt mit einer interessanten Podiumsdiskussion ab.
Empfehlung:
Das Buch „Grenzüberschreitende Verlustverrechnung“ gibt einen interessanten Einblick von Möglichkeiten und Grenzen der Verrechnung von Verlusten über die Grenze. Sehr hilfreich ist, dass neben einer ausführlichen Erläuterung der theoretischen Grundlagen, insbesondere der einschlägigen EuGH- und BFH-Rechtsprechung, auch vielfältige praktische Gestaltungsalternativen zur Nutzung von Verlusten sowie zur fremdvergleichskonformen Gestaltung von Verrechnungspreisen in Verlustsituationen gegeben werden. Damit ist das Buch nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für den steuerlichen Berater sowie Unternehmensvertreter von hohem Nutzen.
Grenzüberschreitende Verlustverrechnung
Forum der Internationalen Besteuerung
Baumhoff, Schönfeld (Hrsg.)
Softcover, 169 Seiten
39. Auflage, erschienen 2011 im Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln
ISBN: 978-3-504-61539-0