Kontext:
Die Finanzierung des Mittelstandes hat für die deutsche Volkswirtschaft elementare Bedeutung. Diese wird, anders als in angelsächsischen Ländern, immer noch überwiegend über die klassische Bankfinanzierung sichergestellt. Im Zuge der Fortentwicklung der MaRisk sowie durch das verschärfte Aufsichtsrecht (Basel III) haben sich die Anforderungen an den Kreditgewährungsprozess bei den Banken verschärft. Es wird insbesondere hinsichtlich der Bonität der Kreditnehmer und der einzureichenden Unterlagen ein schärferer Maßstab angelegt. Flankiert wird diese Entwicklung durch immer ausgefeiltere Ratingsysteme in den einzelnen Instituten, welche Auswirkungen auf die Kreditvergabe und die Kreditkondition haben. Die angelegten Kriterien sind für den Mittelständler systembedingt oft nicht nachvollziehbar (black box). Größere Mittelständler zogen in Folge dieser gestiegenen Anforderungen häufig alternative Finanzierungsformen wie z.B. der Emission von Unternehmensanleihen oder Ausgabe von Schuldschein-Darlehen in Erwägung. Neue Marktsegemente für Mittelstandsanleihen an den Börsen waren die Folge.
Inhalt:
Im ersten Teil des Buches Fremdfinanzierung für den Mittelstand von Bösl/Schimpfky/von Beauvais vermitteln verschiedene namhafte Autoren wichtige theoretische Grundlagen der betriebswirtschaftlichen Finanzierungslehre. Im Folgenden gehen die Autoren auf die einzelnen Finanzierungsinstrumente ein und würdigen diese unter betriebswirtschaftlichen, zivilrechtlichen und steuerlichen Aspekten. Das Buch gliedert sich in zwei Haupt-Kapitel.
Das erste Kapitel (betriebswirtschaftliche Aspekte) stellt einen interessanten und gut lesbaren Querschnitt durch die betriebswirtschaftliche Finanzierungslehre dar. Die Autoren ordnen die Mittelstandsfinanzierung in Deutschland in den Kontext der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen ein, welche von Aktionismus der Politik und verstärkter Regulatorik gegenüber den Kreditinstituten geprägt sind. Die unterschiedlichen Formen der Finanzierung (Aussen- und Innenfinanzierung sowie Eigen- und Fremdfinanzierung) werden anhand von Beispielen anschaulich erläutert. Die Autoren erläutern wesentliche Instrumente und Begriffe, die für das Verständnis der neuen Finanzierungsinstrumente elementar sind (z.B. die Begriffe Ratings und Convenants). Auch werden die Unterschiede zwischen einem klassischen Bankkredit, einem Schuldsscheindarlehen sowie von Schuldverschreibungen (Mittelstandsanleihen) herausgearbeitet. Auf Grund der zuletzt erhöhten Eigenkapitalanforderungen (Risikopuffer) an die Kreditnehmer werden immer häufiger mezzanine Finanzierungsinstrumente nachgefragt. Diese werden im letzten Abschnitt des ersten Kapitels erläutert (Funktionsweise, Varianten, Einsatzmöglichkeiten).
Zu Beginn des zweiten Kapitels (Zivilrecht, Steuerrecht, Bilanzrecht) erörtern die Autoren allgemeine steuerliche Fragestellungen, die sich bei jeder Finanzierung ergeben. Die Autoren würdigen hierbei in einem ersten Schritt die Besteuerung des Kapitalgebers (Forderung im Privat- oder Betriebsvermögen), einschließlich der Auswirkungen der Abgeltungsteuer. Im Folgenden wird die Besteuerung des finanzierten Unternehmens selbst dargestellt. Die Autoren legen dar wie sich Rechtsform, Investitionsobjekt, Renditeerwartung und Einkommensverhältnisse auf die tatsächliche Steuerwirkung auswirken. Zentrale Vorschriften aus dem Steuerrecht auf die Abziehbarkeit der Schuldzinsen werden an dieser Stelle dargestellt (z.B. Zinsschranken-Regelung nach § 4 h EStG und § 8a KStG). Im weiteren Verlauf des zweiten Hauptkapitels gehen die Autoren nun detailliert auf die die wichtigsten alternativen Finanzierungsformen ein (Schuldverschreibungen, Mittelstandsanleihen, Wandelschuldverschreibungen, Nachrangdarlehen, partiarische Darlehen, Stille Beteiligungen, Genussscheine). Für jede dieser Finanzierungsformen erfolgt nach einer Begriffsdefinition, die Darstellung der Funktionsweise des Instruments, eine rechtliche Einordnung, eine steuerliche sowie eine bilanzrechtliche Beurteilung. Ein besonderes Extra für den interessierten Leser stellen die ausgewählten Mustervertragsklauseln zu jeder Finanzierungsart dar.
Empfehlung:
Im Handbuch Fremdfinanzierung für den Mittelstand, herausgegeben von Bösl/Schimpfky/von Beauvais stellen zahlreiche namhafte Autoren Alternativen zum klassischen Bankkredit dar. Das Buch vermittelt einleitend neben verständlichem Grundlagenwissen der betriebswirtschaftlichen Finanzierungslehre, einen Einblick in aktuelle politische und wirtschaftliche Entwicklungen im Bereich der Unternehmensfinanzierung. Den Hauptteil des Handbuches stellt die systematische Darstellung und Würdigung der wichtigsten alternativen Finanzierungsinstrumente dar. Wichtige Mustervertragsklauseln runden das gelungene Werk ab. Insgesamt ein sehr informatives und systematisch aufgebautes Werk, welches für den mittelständischen Unternehmer im Rahmen seiner Finanzierungsentscheidung sowie seinen unterschiedlichen Berater als nützliches Nachschlagewerk dienen kann.
Fremdfinanzierung für den Mittelstand – Alternativen zum Bankkredit
Betriebswirtschaft, Zivilrecht, Steuerrecht, Bilanzrecht
Bösl, Schimpfky, von Beauvais
Hardcover363 Seiten
1. Auflage, erschienen 2014 im Verlag C.H. Beck, München
ISBN: 978-3-406-65143-4